Jugendliche mit Migrationshintergrund leben zwischen den Kulturen: familiäre Werte und Normen treffen auf die der deutschen Mehrheit und müssen mit dieser konstant in Einklang gebracht werden. Gerade Teenager, sowohl Mädchen als auch Jungen, geraten dabei unter empfindlichen Druck. Jungen sind gegenüber den Mädchen oberflächlich betrachtet zwar in einer privilegierten Position, da ihnen aufgrund ihres Geschlechts bestimmte, scheinbare Freiheiten zugesprochen werden. Dennoch werden die Jungen gleichermaßen in ihrer freien Entwicklung eingeschränkt. Vielfach sind die jungen Männer schon früh gezwungen, konservative und traditionelle Vorstellungen von „Männlichkeit“ repräsentieren zu müssen. Da die gemeinsame Familienehre traditionell mit der Ehrwürdigkeit der Frauen verknüpft ist, fungieren männliche Familienangehörige als Beschützer der Ehre und sind dazu verpflichtet, Ehrvorschriften durchzusetzen oder auch einen drohenden Ehrverlust – im Extremfall mit Gewalt - zu verhindern. Söhne und Brüder geraten dadurch – auch entgegen ihrer eigenen Vorstellungen – in eine Täterrolle bzw. die Rolle des „Unterdrückers“. Eine Abkehr von dieser traditionellen Aufgabe bleibt auch für Jungen nicht ohne Konsequenzen. Für beide Geschlechter ist es äußerst schwer mit familiären Traditionen zu brechen und erfordert großen Mut. Die Grenzen zwischen Opfer- und Täterrollen sind fließend. Ein Durchbrechen dieser Strukturen erfordert die Zusammenarbeit beider Geschlechter. Ziel ist es somit, den Jungen alternative Definitionen von Männlichkeit aufzuzeigen, Vorstellungen über Geschlechtlichkeit zu reflektieren und sie darin zu bestärken, die Mädchen bzw. Frauen als gleichwertige, autonome Mitmenschen wahrzunehmen sowie diese zu unterstützen. Das Projekt HEROES richtet sich deshalb zunächst an Jungen mit Migrationshintergrund, die aktiv etwas in ihrem Umfeld zu bewegen möchten – für sich und für andere.

Ein Workshop der Heroes ist im Normalfall auf 120 Minuten angesetzt. Es wird ein Stuhlkreis hergerichtet, damit nicht der Eindruck eines Frontal-Unterrichts, sondern eines gleichberechtigten Gesprächsklimas entsteht. Workshopleiter sind zwei Heroes, welche von einem Gruppenleiter begleitet werden. Behandelt werden u.a. Themen der Identität, der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern, Ehre, sowie Unterdrückung im Namen der Ehre. Rollenspiele nehmen einen wichtigen Platz in unseren Workshops ein. Diese werden von unseren Workshophaltern aufgeführt und zeigen Situationen auf, die anschließend analysiert und diskutiert werden.

Unsere Workshops richten sich in erster Linie an Schulklassen ab der neunten Stufe, nach Absprache auch an achte Klassen - gerne aber auch an Klassen der Oberstufe und Berufsschulklassen. Da sich unsere Workshops mit gesellschaftlichen Strukturen bzgl. Ehr- und Geschlechtervorstellungen beschäftigen, müssen in der Klasse nicht bereits negative Vorfälle von Sexismus oder anderen Formen der Diskriminierung vorgefallen sein, damit ein Workshop sinnvoll ist. Unsere Workshops richten sich an Schüler:innen aller Geschlechter und unabhängig davon, ob Migrationshintergründe in der Klasse bestehen oder nicht.

Unsere Workshops sind auf keine bestimmte Schulform ausgerichtet: Die Workshops sind keine Vorträge, vielmehr streben unsere Workshophalter an, durch Rollenspiele und gezielte Fragen Diskussionsprozesse innerhalb der Klasse zu erreichen. Dadurch können sich unsere Workshophalter auf die jeweilige Klasse einstellen und passgenau, etwa auf unterschiedliche Lernniveaus, eingehen. Wir freuen uns daher über Anfragen aller Schulformen – wir sind davon überzeugt, dass die behandelten Themen für alle Schüler:innen relevant sind.

Da die Diskussion über die behandelten Thema ein gewisses Sprachniveau voraussetzt, richten sich die Heroes-Workshops nicht primär an Übergangsklassen bzw. Deutschklassen. Hierfür bieten wir jedoch spezielle Workshops an, die von den HEROES-Mitarbeiter*innen gehalten werden. Fragen Sie uns gerne an!

Nein – es können auch Schulen in Fürth und in der Nürnberger Metropolregion Workshops buchen. Fragen Sie gerne einfach nach!